Louise und Thelma - oder: Weil Freundschaft verbindet
Louises und Thelmas Geschichte folgt unten im Anschluss an die Videosequenzen
Ankunft im Podencolitoland
am 20. Juni
Louise und die Welpen können
ihr Glück gar nicht fassen:
Endlich frei und auf sicherem Terrain.
Louise, eine wunderschöne Podenca, musste ihre Welpen in einem weit außerhalb von Ortschaften liegenden Orangenhain im April 2023 komplett auf sich allein gestellt auf die Welt bringen. Tapfer schenkte die selbst noch sehr junge Hündin 5 kleinen Seelchen in einer von ihr gegrabenen Erdhöhle das Leben.
Louise war vermutlich von ihrem Besitzer Wochen zuvor ausgesetzt worden, weil sie sich den linken Vorderlauf gebrochen hatte. In solchen Fällen verstehen Jäger in Spanien keinen Spaß und machen kurzen Prozess. Verletzte Podencos weiterhin zu füttern oder gar zum Tierarzt zu bringen, sehen sie als reine Geldverschwendung an. Somit zog es auch Louises Besitzer sehr wahrscheinlich vor, sich das Problem auf die einfache Art vom Hals zu schaffen. Und so landete Louise schwer verletzt weit draußen im Niemandsland, da, wo sich kilometerweit die Orangenhaine aneinanderreihen und im Frühjahr nur selten ein Mensch vorbeikommt. Schutzlos war Louise hier jeder Gefahr ausgesetzt. Eine zarte und sanfte Seele, hungrig, verzweifelt und mutterseelenallein. Wie sie es dennoch geschafft hat, da draußen in der Einsamkeit zu überleben, bleibt nur zu vermuten.
Trotz ihrer geschwächten Konstitution kämpfte die junge Podencomutter Tag für Tag um das Überleben Ihres Nachwuchses. Als der Grundbesitzer der Haine später bei der Polizei anrief, erzählte er zudem nicht nur von Louise, sondern auch von ihren 5 Welpen und dessen Vater, einem schwarz-weißen Hund, der sich stets in der Nähe der Welpen und ihrer Mutter aufhalten würde und niemanden an sie heranließ.
Die Polizei informierte schließlich die zuständige Gemeinde und die setzte sich umgehend mit den für die Region zuständigen Zwingern von Canals in Verbindung. Diese entschieden sich dafür, eine Lebendfalle in der Nähe der zu diesem Zeitpunkt circa 2 Wochen alten Welpen aufzubauen, in der sowohl Louise als auch der „vermeintliche“ Vater schnell gesichert werden konnten. Zu aller Überraschung aber stellte sich dann heraus, dass der angebliche Vater eine Hündin war. Thelma, wie sie später genannt wurde, hatte Louise offenbar beschützt und bei der Aufzucht ihrer Welpen geholfen. Sie hatte die Rolle des Vaters übernommen.
Niemand weiß, wann die beiden sich kennengelernt haben. Nur eines ist ziemlich sicher: Thelma war stets in der Nähe der kleinen Familie und hat sie offenbar nicht nur vor dem Eigentümer des Orangenhains beschützt, sondern auch vor seinen Wachhunden, die dort vor Ort zum Schutz des Orangenbaumareals lebten. Thelma musste starke Schmerzen erlitten haben, denn am Abend, als sie gesichert werden konnte, wies ihr Körper eine schwere Bissverletzung an der rechten Seite ihres Rückens auf und auch ihr Ohr war zerrissen und blutig.
Wer an dieser Stelle ein Happy End erwartet hat, wird leider enttäuscht. Denn ungeachtet dessen, dass Thelma unter Einsatz ihrer eigenen Gesundheit alles gegeben hatte, um Louise und ihre Kinder zu beschützen, entschied die Polizei, sie von ihrer Freundin zu trennen und in die Zwinger von Canals zu bringen. Louise hingegen wurde mit ihren fünf Welpen in eine so genannte „Residencia“ gebracht. Ein angemietetes altes Gemäuer, in dem sich Menschen ein Geschäft daraus machen, die Hunde – oft Mütter mit ihren Welpen – mehr schlecht als recht zu versorgen, für die in den überfüllten Sheltern kein Platz mehr vorhanden ist. Bezahlt werden diese Einrichtungen von den zuständigen Gemeinden.
Die Fotos zeigen deutlich, wie die Hunde dort untergebracht sind und wie die angebliche Fürsorge aussieht.
Als die Welpen 6 Wochen alt waren, erzählte mir eine Volontärin aus Canals von dieser Geschichte. Sie bat mich inständig um Hilfe. „Louise und die Welpen müssten unbedingt aus der Residencia geholt werden“, meinte sie fast flehentlich. „Sie habe die Information bekommen, dass der Betreuer die Welpen in die falschen „Hände“ verkaufen könnte“. Sie zeigte mir Bilder und Videos, und ich spürte sofort, dass die Geschichte von Louise, Thelma und den Kleinen mich emotional voll erwischt hatte und mein Herz im Tiefsten Inneren in Beschlag genommen hatte. Wie sehr hatten die beiden Hündinnen für das Leben der Welpen gekämpft. Louise, selbst beinahe noch ein Hundekind, hatte unter schwersten Bedingungen ihre Babys in einer Erdkuhle zur Welt gebracht und sie trotz aller Entbehrungen aufgezogen. Thelma hatte die Wachhunde unter Einsatz ihres eigenen Lebens in die Flucht geschlagen. Und jetzt kam dieser Mensch daher, dem Louise in der Residenz schutzlos ausgeliefert war, und wollte mit dem Verkauf der Welpen ein schnelles Geschäft machen.
Es dauerte 2 weitere Wochen, bis der „Geschäftsführer“ der „Residencia“, wie er sich selbst nannte, uns einen Termin anbot, um mit uns über eine mögliche Abholung der Hunde zu sprechen. Er zögerte es sehr lange hinaus, vermutlich weil er von der Gemeinde einen guten Tagessatz für jeden Hund bekommt. Umso länger die Hunde bei ihm waren, desto höher sind die Einnahmen.
Während dieser zwei Wochen, in der wir auf den Termin der Übergabe warten mussten, erfuhren wir bereits, dass insgesamt 3 der Welpen von einer Tierärztin, die angeblich die Hunde der Residencia betreut, übernommen und an ihre Freunde vermittelt worden seien. Ob das der Wahrheit entspricht oder die Sorge der Volontärin sich bewahrheitet hatte, können wir nicht mehr nachvollziehen. Kontaktdaten bekamen wir keine und angesichts der Massen an Welpen, die Woche um Woche eingesammelt werden müssen, weil die Jäger einen „gesetzlichen Freifahrtschein“ zur Massenvermehrung ihrer Podencos haben, schien es der Gemeinde Canals völlig egal zu sein, was aus Louise Kindern geworden ist.
Wir werden es somit nie erfahren, ob die drei ein sicheres Zuhause gefunden haben oder ob sie tatsächlich für ein paar schmutzige Euros „verschachert“ wurden.
Louise und ihre verbliebenen beiden Welpen haben wir am 20. Juni in der 2 Autostunden von der Pension Rural Can entfernten „Residenz“ abgeholt. Sie haben den Weg ins Podencolitoland gefunden und befinden sich nach ihrer langen und ans Herz gehenden Odyssee jetzt endlich auf sicherem Terrain.
Sie alle werden sich sicher fragen, was aus der mutigen Thelma geworden ist, die am 27. April, dem Abend der Rettung, von der kleinen Familie getrennt wurde, obwohl diese vermutlich ohne sie gar nicht überlebt hätte. Ich bin mir sicher, Sie hätten ebenso entscheiden, wie ich es getan habe. Ich kann Thelma nicht im Stich lassen, die kleine Heldin des Orangenhains, wie ich sie nenne. Auch sie wird „ehrenhalber“ eine „Podencolita“ sein. Thelma gehört einfach zu uns, zur Familie der Podencolitos.
Ich werde sie in den nächsten Tagen aus Canals abholen und in die Pension Rural Can bringen lassen, wo sie ihre kleine Familie wiedersehen wird. Allein der Gedanke daran, was es für eine Freude sein wird, wenn sich alle wiedersehen, macht mich glücklich. Das ist der Lohn für alle Anstrengungen, selbst wenn sich die Ereignisse, wie in diesem Fall, überschlagen.
Liebe Freundinnen und Freunde der Podencolitos, Louise hat am kommenden Mittwoch bereits ihren 1. Termin zu einer gründlichen tierärztlichen Untersuchung, incl. einer Blutuntersuchung und einer Röntgenaufnahme ihres Vorderlaufs. Für Thelma und die Welpen werde ich ebenfalls schnellstmöglich einen Termin koordinieren. Es ist mir klar, aber unvermeidlich und richtig, dass sich die tierärztlichen Behandlungen, die Unterbringung und vieles mehr, was mit dieser Rettung verbunden ist, mein Budget an seine Grenzen führen wird.
Ich bin mir aber sicher, dass wir gemeinsam diese große Aufgabe stemmen können, haben wir doch in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, was alles gemeinsam, Hand in Hand, möglich ist.