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Braucht der Tierschutz Grenzen?

Viele Tierfreunde üben grundsätzlich Kritik daran, Hunde aus dem Ausland nach Deutschland zu holen. Aber wer schon einmal selbst in einer spanischen Perrera war, oder wer schon einmal mit eigenen Augen die Massen an dahinvegetierenden Kettenhunden in polnischen Tierheimen gesehen hat, oder in Rumänien oder Bulgarien hilflos neben dahinsiechenden Hunden stand, weil man ihnen auf Anweisung der Bürgermeister Giftköder hingeworfen hatte, wird das Argument, unsere Tierheime seien doch auch ohne die Hunde aus dem Ausland schon voll genug, aus einer völlig anderen Perspektive betrachten. Ich selbst habe in meinem ganzen Leben immer nach dem Prinzip gehandelt, mich mit sehenden Augen, helfenden Händen und offenem Herzen für die Hilfesuchenden und Verlassenen einzusetzen, wann und wo immer sie mir begegnen. An diesem Prinzip werde ich auch nie etwas ändern. Für mich hat jedes Leben, egal, zu welcher Spezies es gehört, und egal, in welchem Land es geboren wurde, ein Recht darauf, seiner Art entsprechend leben zu dürfen.

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Suri Anica kommt aus der Provinz Madrid. Die privaten Organisationen, die es rigoros ablehnen, ihre Tiere zu töten, sind völlig überfüllt und haben große Schwierigkeiten, ausreichend Platz für die zahllosen Tiere, die täglich neu hinzukommen, zu schaffen. Die Situation wird dadurch erschwert, dass nur wenige Spanier in ein Tierheim gehen, um einen Hund zu adoptieren. Man bevorzugt noch immer reinrassige Tiere vom Züchter.
In Suris Geschichte lernen Sie den Madrider Tierschutzverein ALBA kennen. José Suarez, der 2. Vorsitzende, schrieb in einem Brief: „Wie sollen wir untätig zusehen, wenn Hunderte von kranken, leidenden Tieren elendig am Straßenrand verenden oder in den Perreras auf brutale Weise getötet werden? Sollen wir so tun, als gäbe es sie nicht?“

Ich, liebe Freunde von „Suris Stiftung“, bin nicht in der Lage so zu tun, als gäbe es sie nicht, die unzähligen Leben, die jährlich in den spanischen Perreras auf grausamste Art und Weise ihr Leben verlieren. Ich bin nicht imstande einfach auszublenden, dass es diese grauen Häuser gibt, die nach Einsamkeit, Angst und Tod riechen.

Das Thema „Auslandstierschutz“ wird uns Tierschützer weiterhin polarisieren. Diejenigen, die meinen, dass unsere Tierheime in Deutschland voll genug sind und wir nicht noch mehr Tiere ins Land holen dürfen, treffen auf jene, die davon überzeugt sind, dass Tierschutz nicht an der Landesgrenze enden darf, und dass jedes Tier ein Recht auf ein würdiges Leben hat, egal, in welchem Land es geboren wurde. Beide Seiten haben vielfältige Argumente. Es gibt kein eindeutiges „richtig“ oder „falsch“. Aber was wir bei all den Diskussionen nicht aus den Augen verlieren dürfen, ist das einzelne Leben. Denn darum geht es doch letztendlich. Um den Schutz der Tiere, die aus dem Netz der menschlichen Obhut gefallen sind und ohne uns Tierschützer nicht in der Lage wären, ein würdiges Leben zu führen, und um beim Beispiel der städtischen Perreras zu bleiben: zu überleben.

 

Suri Anica ist so ein einzelnes Leben. Vielleicht haben Sie Ihre Geschichte gelesen. Dann haben Sie sie begleitet durch neun traurige Jahre ihres Lebens. Sie waren dabei, als Ramón Diaz sie in den dunklen, kalten Raum im hinteren Flur seiner Perrera brachte und konnten mitfühlen, wie ihre Lebensuhr unbarmherzig tickte.

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Nein, Tierschutz darf grundsätzlich nicht an der Grenze enden. Aber ein Umdenken ist erforderlich, eine andere Art von Tierschutz notwendig. Denn langfristig gesehen, werden wir dem Elend nur entgegen wirken können, indem wir den Tierschutzgedanken am Ort des Geschehens etablieren und dadurch verhindern, dass Leben geboren wird, das niemand haben will. Aber solange einige 100 Kilometer weiter südlich oder östlich von uns, Tausende von Hunden grausam getötet werden oder lebenslang einsam an Ketten dahinvegetieren müssen, sollte es für uns alle immer ein ungeschriebenes Gesetz geben:Jeder Hund, ganz gleich, wo er geboren wird, hat ein Recht auf ein gutes und artgerechtes Leben. Das zu ermöglichen, muss das Ziel eines jeden Tierschützers sein. In erster Linie durch Prävention im jeweiligen Land. Darüber hinaus aber auch durch gegenseitige Hilfe mit vorhandenen Ressourcen.

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